Seit 7. November trainiert Vincent Kriechmayr schon in Übersee, nun geht es für das Ski-Ass endlich im Weltcup los.
Nach dem Slalom in Levi starten an diesem Wochenende auch die Speed-Asse, wie groß ist Ihre Vorfreude?
VINCENT KRIECHMAYR: „Sehr groß. Es ist schön, dass wir dort fahren dürfen, Lake Louise hat seinen Reiz, auch wenn es nicht das geilste Rennen ist. Mir taugt es mehr, wenn es richtig zur Sache geht, wenn man mehr fighten muss. So wie eine Woche später in Beaver Creek.“
„Es ist gut zu wissen, dass man gewinnen kann“
Mit welchen Erwartungen gehen Sie in Lake Louise an den Start? Dort war ja ein achter Platz anno 2015 das bisher beste Resultat, im Vorjahr wurden Sie zweimal Neunter.
„Ich werde versuchen, einen guten Start hinzulegen, denn ich bin auf ähnlichen Strecken schon sehr gute Rennen gefahren und wenn man ein kompletter Rennfahrer sein will, muss man überall gut sein.“
Danach wartet Beaver Creek, wo Sie im Vorjahr Ihr erstes Weltcuprennen gewinnen konnten. Ein spezieller Ort?
„Natürlich, aber die Vergangenheit zählt nicht. Es ist natürlich gut zu wissen, dass man mit seinem Können Rennen gewinnen kann. Es ist aber auch gefährlich, wenn man immer zurückschaut, denn der Skisport steht nicht still, die Konkurrenz wird besser, deshalb muss ich auch den nächsten Schritt machen. Drum schaue ich nicht zurück, sondern darauf, was ich besser machen kann. Vielleicht gelingt mir das, vielleicht nicht. Aber es schaut derweil ganz gut aus.“
Wie sieht dieser nächste Schritt aus, mit welchen Zielen gehen Sie in diese Saison?
„Ganz einfach: Ich will, unabhängig von den Ergebnissen, besser werden. Ich möchte mich skitechnisch verbessern, einen schnellen Schwung fahren und gut am Ski stehen, dass ich in Gefahrensituationen oder auf schlechten Pisten Herr der Lage bin. Aber ich will mich auch in allen anderen Belangen, also mental, körperlich oder charakterlich verbessern. Dazu möchte ich mich bei jedem Rennen mit den Besten messen.“
„Es gilt, am Saisonende Reserven zu haben“
Mit dem Verlauf der Vorbereitung sind Sie zufrieden?
„Der Sommer war sehr gut, ich habe keine Wehwehchen oder gar Verletzungen gehabt und habe mein Programm voll durchziehen können.“
Wie schwer fällt es Ihnen über den Sommer, sich zu motivieren?
„Gar nicht schwer. Natürlich gibt es Tage, an denen es mir nicht so taugt. Aber das ist mein Beruf, den ich sehr gerne mache und ich weiß ja, wofür ich trainiere. Im Sommer gilt es, die Basis für den Winter zu legen, damit man am Ende der Saison noch Reserven hat, um gute Rennen fahren zu können.“
„Habe selten so gute Vorbereitung erlebt“
Wichtig ist auch das Material, wurde diesbezüglich intensiv getüftelt?
„Ganz normal, bei uns ist es ja nicht so extrem, wie bei den Technikern, wobei das richtige Set-up natürlich sehr wichtig ist. Der Wechsel von Max Franz zu Fischer hat uns aber neue Impulse gebracht, man findet immer wieder Kleinigkeiten.“
Wie schwierig war es heuer, genügend Schneetage zu bekommen?
„Ich bin heuer schon in Chile, Saas-Fee und auf unseren Gletschern gefahren, von 7. November bis Sonntag waren wir zum Training, zum Feinschliff Holen, in Copper Mountain (USA). Ich hatte selten so eine gute Vorbereitung wie heuer, an der wird es sicher nicht scheitern.“
„Viel Training in den Riesentorlauf investiert“
Sie haben sich in den letzten Jahren zu einem echten Speed-Spezialisten entwickelt, ist der Riesentorlauf schon ganz abgehakt?
„Überhaupt nicht, ich habe sehr viel Training in den RTL investiert und hoffe, dass ich in Beaver Creek einen Startplatz bekomme. Es muss aber Sinn machen. Ich will starten, nicht weil ich darf, sondern weil ich die Qualifikation für den zweiten Durchgang schaffen kann.“
Wie stark ist heuer die interne Konkurrenz?
„Wir sind sehr stark aufgestellt, wahrscheinlich sogar besser als letztes Jahr. Aber das ist gut, da weiß man, wenn man vorne dabei ist, dass das etwas bedeutet.“
Kitzbühel und die WM in Aare sind die beiden Saisonhöhepunkte, was wäre Ihnen wichtiger?
„Beides sind für jeden Skifahrer Ziele, am liebsten würde ich beides gewinnen. Aber die Konkurrenz ist sehr groß.“
Mit Weltcup-Ass VINCENT KRIECHMAYR sprach Roland Korntner.
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