Zurück zu mehr Spektakel

In Beaver Creek steigt am Freitag (19.00 Uhr, live in ORF eins) auf der „Birds of Prey“-Piste die Abfahrtsgeneralprobe für die WM im Februar. Schon im ersten Training bekamen die Athleten vor Augen geführt, warum die Strecke in Colorado zu den anspruchsvollsten im Skizirkus zählt. Heuer erwartet Fahrer und Zuschauer ein noch größeres Spektakel. Das liegt vor allem an Kurssetzer Hannes Trinkl.

Der Abfahrtsweltmeister von 2001 in St. Anton ist seit heuer für die Streckenführung der alpinen Königsdisziplin verantwortlich. Schon in Lake Louise sorgte der Oberösterreicher mit einer direkteren Kurssetzung mit weniger engen Kurven für ein spektakuläres Rennen. „Wir suchen nun eine Mischung zwischen attraktiv und dass sich keiner dabei umbringt“, so Trinkl, der in seiner Karriere fünf Weltcup-Abfahrten für sich entscheiden konnte.

„Mut und Überwindung“

In der jüngeren Vergangenheit wurde das Tempo aus Angst vor schweren Stürzen mit zusätzlichen Richtungsänderungen zusehends gedrosselt. Viele Abfahrten glichen einem etwas schnelleren Super-G. Die neue Führungsgarde um den Hujara-Nachfolger Markus Waldner als Chefrenndirektor hatte über den Sommer unter den aktiven Fahrern herausgefunden, dass Abfahrten wieder spektakulärer werden sollen.

In den Abfahrten soll der Faktor Überwindung mehr zur Geltung kommen

„Der Laie soll wieder einen Unterschied sehen“, sagte Trinkl. „Zu einer Abfahrt gehört aber auch Geradeausfahren. In der Vergangenheit hat schon fast jeder gedacht, er kann auf der Abfahrt fahren. Aber eine Abfahrt sollte auch wieder Mut und Überwindung benötigen.“ Routiniers wie Klaus Kröll unterstützen die neue Richtung: „Das ist extrem positiv. Ich hab’ das immer Kurvigere ja ohnehin stets kritisiert.“

Dass das Risiko für die Fahrer mit einer direkteren Kurssetzung steigt und die Änderungen auf den Strecken damit zur Gratwanderung werden, ist dem Oberösterreicher bewusst. „Diese Kombination ist nicht immer leicht. Wir versuchen es so zu machen, dass es dem Sport dient und neben den Zuschauern auch die Rennläufer eine Gaude haben. Denn sie sind die Stars auf der Bühne“, so Trinkl. Das Problem sei, „dass man es jedem recht machen will“.

„Nervöser als zu Zeit als Rennfahrer“

Die ohnehin schon spektakuläre Piste in Beaver Creek noch interessanter zu machen erforderte von Trinkl besonderes Fingerspitzengefühl. „Ich bin nervöser als zu meiner Zeit als Rennfahrer“, sagte der Oberösterreicher. Speziell im unteren Teil der „Birds of Prey“ gab es nach den Testfahrten einiges zu korrigieren. „In der Kompression etwa wären die Fahrer zu weit gesprungen, ein folgender Fehler wäre fatal gewesen“, so der Weltmeister von 2001.

Bei den Fahrern hinterließ die Kurssetzung großen Eindruck. „Es geht brutal schnell dahin, weil es im Steilhang etwas offener gesetzt ist. Die Sprünge waren weit, aber nicht tragisch“, sagte Max Franz. Auch der Schweizer Beat Feuz, 2011 auf der „Birds of Prey“ Zweiter, war von der Strecke und vor allem vom Tempo beeindruckt. „Heute war es für einige Athleten nicht von Vorteil, eine weiße Unterhose zu tragen“, scherzte Feuz nach dem ersten Trainingslauf am Dienstag.

Das Spektakel soll aber auch auf anderen Strecken erhöht werden. Auch in Wengen und Gröden etwa wird es nach Möglichkeit künftig stellenweise auch wieder „direkter“ dahingehen. Selbst der Zielsprung auf der Streif in Kitzbühel, der nach fatalen Unfällen wie jenem des Schweizers Daniel Albrecht abgebaut wurde, soll laut Trinkl nach und nach zurückkehren. Die Gründe für das Verschwinden dieses Sprunges sind Trinkl bewusst. „Das waren aber jedes Mal auch Fahrfehler“, so der Oberösterreicher.

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By hiesl / Subscriber on Dez 10, 2014

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